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Filialkirche Reichenbach

„Ihr müsst eine Kirche bauen und einen Kirchenbauverein gründen. Sagt’s Euren Eltern !“ rief die „Stauch Tina“ den spielenden Kindern am Schulhof zu, als Sie die vom Zerfall bedrohte Holzkapelle in der Ortsmitte von Reichenbach sah. Und die Korbwaren-Hausiererin beließ es nicht bei Worten. Sie kramte einen Zettel aus der Tasche und vermerkte darauf: „An der Kirchenbauverein Reichenbach: Liebe Leute und Bauern, gebt fleißig Spenden zum Kirchenbau. Die Stauch Tina aus Wilhelmsthal macht den Anfang mit einer Mark.“ Dies geschah am 22. Juni 1956 und war der Anfang einer Initiative, die letztlich zur Gründung des Reichenbacher Kirchenbauvereins und zum Bau eines eigenen Gotteshauses führte. Man besaß zwar eine kleine Kapelle aus Holz, die in den Jahren 1868/69 als Stiftung von Johann Thomas Spindler gebaut wurde, doch konnte diese auf Grund Einsturzgefahr nicht mehr benutzt werden, nachdem im Jahr 1928 ein Neubau an Unstimmigkeiten gescheitert war.

Im Januar 1957 schließlich wurde der Kirchenbauverein Reichenbach gegründet und noch im selben Monat begann der Abbruch der alten Kapelle. Nachdem schließlich über die Grundstücksfrage Einigkeit herrschte, konnte die Firma Weber aus Wartenfels am 31. Juli 1957 mit den Bauarbeiten für die neue Kirche beginnen. Dies war nicht ohne erhebliche Opfer der Reichenbacher Bevölkerung möglich, da zwar die erzbischöfliche Genehmigung zum Kirchenbau erteilt, finanzielle Zuwendung seitens der Diözese allerdings versagt wurde. Als man beschlossen hatte, die Kirche der Muttergottes zu weihen, konnte schließlich am 15.August 1957, am Fest Mariä Himmelfahrt, die Grundsteinlegung durch Domkapitular Franz Josef Schmidt aus Bamberg vorgenommen werden.

Der Bau schritt zügig voran, so dass bereits am 12. November Richtfest gefeiert werden konnte. Anfang Januar 1958 verließ Pfarrer Schmidl die Pfarrei Wartenfels und schied als Vorsitzender des Kirchenbauvereins aus. Wenngleich er zu Beginn des Kirchenbaus diesem Vorhaben nicht wohlwollend gegenüberstand, änderte er seine Meinung, nachdem er die Opferbereitschaft und den festen Willen der Reichenbacher Bevölkerung zum Kirchenbau gesehen hatte. Im März 1958 kam Pfarrer Franz Maria Schäfer nach Wartenfels. Er hatte Erfahrung mit dem Kirchenbau und war der „rettende Engel“, denn er sorgte durch seine bittenden und bettelnden Predigten, die bisweilen belächelt wurden, für weitere Spenden, da die Finanzierung des zweiten Bauabschnittes nicht gesichert war.

Die weiteren Arbeiten verliefen planmäßig, so dass die Einweihung der Kirche auf den 28. September 1958 festgelegt wurde. Dieser Tag sollte in die Ortsgeschichte von Reichenbach eingehen. Angeführt von der Geistlichkeit Stadtpfarrer und Dekan Alois Kappauf aus Stadtsteinach, Pfarrer Franz Maria Schäfer, Pater Arnulf Kremer aus Würzburg und Kuratus Harald Heymann aus Presseck bewegte sich der Prozessionszug vom Burschenheim zur Kirche. Die Weihehandlung wurde schließlich von Dekan Kappauf, begleitet von Pater Arnulf Kremer und Kuratus Heymann vorgenommen. In seiner Festpredigt rief Pater Arnulf den zahlreichen Gläubigen zu: „ Mögen sich die Reichenbacher immer bewusst sein, dass der Herrgott jetzt mitten in ihrem Dorf wohnt!“

Nach der Kirchenweihe war man weiter bestrebt, die Innenausstattung zu vervollständigen und die nötigen Paramente und kirchlichen Geräte zu beschaffen. Unter anderem wurde ein großes Holzkreuz angeschafft, das den guten Hirten versinnbildlicht, ein Panzertabernakel, eine Madonna und eine Orgel, die im März 1963 eingeweiht wurde.

Im Februar 1964 fuhren Reichenbacher Bürger mit dem neuen Pfarrer Heribert Klier zum Glockenguss nach Passau zur Glockengießerei Perner. Im März trafen die drei Glocken für die Kirche in Reichenbach ein. Die große Glocke war der Muttergottes geweiht und erhielt die Inschrift: „Heilige Maria, Königin des Friedens bitte für uns, schenke uns den Frieden.“ Die mittlere Glocke ist dem heiligen Josef geweiht und wurde von den Männern der Gemeinde gestiftet. Ihre Inschrift lautet: „Heiliger Josef, segne unsere Arbeit.“ Die kleine Glocke ist dem heiligen Wendelin geweiht mit der Inschrift: „Heiliger Wendelin, schütze Haus und Vieh.“ Am Samstag, den 07. März 1964 fand die Glockenweihe durch Domkapitular Martin Wiesend statt. Ein eisiger Wind fegte über den Kirchplatz und die Teilnehmer der Feier waren in Mäntel gehüllt.

Im März 1965 wurde ein Kreuzweg aus Bronzefiguren angeschafft und eine Kirchenheizung eingerichtet. Die Umgestaltung des Altarraumes nach den Vorstellung des Zweiten Vatikanischen Konzils erfolgte unter der Anleitung von Pfarrer Heribert Klier. Zur Umsetzung wandte er sich an den Planfertiger der Kirche, Herrn Oberregierungsbaurat Rudolf Heinle. In den Jahren 1972 und 1974 erfogte die Renovierung des Kirchleins und im Jahr 1982 unter Pfarrer Lachnit die Erweiterung des Sakristei-Anbaus. So grüßt der 25 Meter hohe pyramidenförmige Turm der Kirche jeden Besucher, der sich Reichenbach nähert, und erinnert daran, dass mit einem Grundstock von einer Mark und dem unermüdlichen Einsatz und Willen der Reichenbacher Gläubigen dieses Bauvorhaben zu Ehren "Maria, Königin des Friedens" in die Tat umgesetzt werden konnte.